Titel: Vertraue niemandem
Originaltitel: Spark
Autor/in: Amy Kathleen Ryan
Reihe: Sternenfeuer #2
Preis: 16,99€
Seiten: 432
Verlag: Knaur
Erscheinungdatum: 3. Dezember 2012
ISBN-13: 978-3426653272
Leseprobe
Aus der Reise des Raumschiffs Empyrean zu einem weit entfernten Planeten
ist ein Kampf um Leben und Tod geworden: Kieran ringt mit der
Verantwortung, die als neuer Kommandant auf seinen Schultern lastet;
Waverley muss alles daransetzen, ihre entführten Eltern zu befreien; und
Seth, der in einer Arrestzelle eingesperrt ist, ahnt als Einziger, dass
es einen blinden Passagier an Bord gibt, der nicht eher ruhen wird, bis
er die Empyrean vernichtet hat …
"Vertraue niemandem" ist ein gewaltiger Fortschritt zum ersten Band "
Gefährliche Lügen"! Die Charaktere gewinnen an Kontur, die Story ist wesentlich weniger verwirrend, dafür umso spannender, überraschender und packender. Anfangs sind viele Ähnlichkeiten zur "Godspeed"-Trilogie zu finden, doch dieser Eindruck verfliegt nach und nach und macht Platz für ein absolut lesenswertes Buch.
Ich liebe die Cover maßlos, trotz eher mangelhaftem Bezug zum Buch. Und die glitzernden Einbände unter dem Umschlag erst.. Der Titel passt dafür wieder umso besser zum Hinhalt, denn "Vertraue niemandem" ist hier Programm.
Was ihre Figuren angeht hat die Autorin einen riesen Schritt nach vorne gemacht. Während es im ersten Band an Sympathieträgern und allgemein an authentischen Figuren gemangelt hat, macht sie hier so einiges wieder gut.
Besonders die drei Hauptfiguren Waverly, Kieran und Seth bekommen sehr viel mehr Farbe, werden vielschichtiger und dadurch kann man sich leichter in sie hineinversetzen. Zwar sind sie immer noch verhältnismäßig blass, aber das Augenmerk der Autorin liegt besonders darauf, die Auswirkungen des Drucks zu verdeutlichen, der auf ihren Figuren lastet. Wie sie jeweils mit der Situation umgehen und was das Geschehene mit ihnen gemacht hat wird perfekt vermittelt.
Besonders an Waverly geht die dramatische Misshandlung auf der New Horizon nach und bringt eine dunkle Seite voller Hass, Wut und Verachtung in ihr zum Vorschein. Kieran hingegen steigt seine Macht zu Kopf, die er krampfhaft zu verteidigen versucht und dabei erschreckend diktatorische Züge annimmt. Am überraschendsten ist allerdings Seth, der im ersten Band alle Sympathien verloren hat und diese nun auf einen Schlag zurückgewinnt. Er ist intelligent, vernünftig und als einziger noch halbwegs klar im Kopf, wodurch er in diesem Band eine Figur darstellt, in die man sein Vertrauen setzen kann.
Doch auch Waverly und Kieran werden sympathischer, trotz ihrer oft zweifelhaften Vorgehensweise, besonders seitens Kierans. Die Autorin vermittelt die Beweggründe der beiden aber so gekonnt, dass man ihre Entscheidungen durchaus nachvollziehen kann, wenn auch nicht gutheißen.
Die Nebenfiguren wirken ebenfalls weniger blass und unscheinbar, einige von ihnen bekommen wesentlich größere Rollen zugeteilt, in denen sie fast alle überzeugen können. Hier und da noch einen Touch mehr Farbe und an den Charakteren gibt es nichts mehr zu meckern.
Ein besonderes Talent hat die Autorin übrigens für ihre extremsten Figuren, beziehungsweise ihre "Bösewichte". Immer wieder schafft sie es, ihre Leser auf eine falsche Spur zu locken und Zweifel an deren Boshaftigkeit aufkommen zu lassen.
Die beiden Handlungsstränge des Trilogieauftakts führen direkt zu Anfang des Buches wieder zusammen und vereinen sich zu einem. Hinzukommt kommt dafür ein neuer Handlungsstrang durch die Erzählung der Story aus der Sicht von Seth, der somit zur Hauptfigur aufsteigt.
Der Einstieg in die Geschichte fiel etwas schwerer als letztes Mal, da es sehr viele Parallelen zu "Godspeed" gibt und man sich erst einmal im Klaren werden muss, dass man sich auf der Empyrean befindet. Nach einigen Kapitel findet man jedoch wieder in die Story zurück, auch wenn man Band 1 schon länger her ist und man recht wenige Erinnerungen hat. Was bisher geschehen ist wird in angenehmen Maße wiederholt, ohne dass man das Gefühl hat, noch einmal alles durchkauen zu müssen.
In diesem Band geht es um das Chaos auf der Empyrean, das durch den Angriff des Schwesternschiffes ausgelöst wurde. Waverly und die anderen Mädchen konnten zwar entkommen und sind sicher wieder auf ihrem Schiff angekommen, jedoch nicht ohne Opfer und Verluste. Ihre Eltern sind nach wie vor Gefangene und noch ist unklar, wie und ob sie sie jemals wieder sehen werden. Waverly wird die Schuld an der Geiselnahme in die Schuhe geschoben, wodurch sie mit zahlreichen Anfeindungen zu kämpfen hat, die hingegen wieder Kieran zugute kommen, der seine Machtposition als Captain festigen will.
Doch bald schon steht die Besatzung vor einem viel größeren Problem, als dem Machtkampf: Ein Terrorist der New Horizon scheint an Bord zu sein, und keiner ist mehr sicher.
Das Buch bietet einen tollen Spannungsbogen, viele überraschende Wendungen, verstrickte Handlungsstränge und ein anschauliches Setting. Ein gewaltiger Fortschritt zum Vorgänger und aus meiner Sicht absolut super gelungen! Das Ende wirft viele Fragen und Ungereimtheiten auf und macht Hoffnung auf eine geniale Fortsetzung.
Die Sichtwechsel im ersten Band waren eher unspektakulär. Hier hingegen läuft alles wie es soll und der Lesefluss wird angekurbelt ohne Ende! Durch die dieses Mal sogar drei verschiedenen Sichten, die immer mal wieder zusammenfallen, wird die Spannung konstant gehalten und der Leser regelrecht zum Weiterlesen gezwungen. Auch sonst scheint der Schreibstil wesentlich flüssiger geworden zu sein, aber nach wie vor sehr schlicht und schnörkellos.
3,8 Punkte
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© Tina Wood |
Amy Kathleen Ryan wuchs in Jackson im amerikanischen Bundesstaat Wyoming
auf. Sie studierte Anthropologie und Englische Literatur in Wyoming und
Vermont, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte.