Donnerstag, 22. August 2013

[Rezension] Die Eheprobe

http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila_hires/Gideon_MDie_Eheprobe_138837.jpgTitel: Das Eheprobe
Originaltitel: Wife 22
Autor/in: Melanie Gideon
Reihe: /
Preis: 14,99€
Seiten: 512
Verlag: btb
Erscheinungdatum: 19. August 2013
ISBN 978-3442753444
Wertung: 4,1/5
Leseprobe
»Habe ich das tatsächlich getan? Ikea-Fleischbällchen als meine eigenen ausgegeben? Und vor unseren Freunden zugegeben, dass wir nur einmal im Monat Sex haben?«

Vielleicht lag es daran, dass ich die zusätzlichen Kilos nicht mehr loswurde. Oder daran, dass ich das Alter erreicht hatte, in dem meine Mutter starb. Vielleicht aber auch daran, dass mein Mann und ich uns irgendwie nichts mehr zu sagen hatten. Als die Online-Studie ›Die Ehe im 21. Jahrhundert‹ in meiner Inbox landete, ahnte ich nicht, wie sehr sie mein Leben verändern sollte. Plötzlich vertraute ich unter dem Pseudonym ›Ehefrau 22‹ irgendeinem ›Forscher 101‹ intimste Geheimnisse über meine Ehe an. Vor der Studie war ich schlicht Alice Buckle: Ehefrau, Mutter, begeisterte Facebook-Userin, bekennender Internetjunkie. Jetzt bin ich auch noch ›Ehefrau 22‹. Und mein E-Mail-Austausch mit ›Forscher 101‹ hat sich irgendwie verselbständigt. Wir sind uns ziemlich nahe gekommen. Ich muss eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung, die meine Familie, meine Ehe, mein ganzes Leben verändern wird. Gerade bin ich allerdings zu sehr damit beschäftigt, Fragen zu beantworten. So ein Geheimnis kann ein ziemlich gutes Aphrodisiakum sein ...




 "Die Eheprobe" ist trotz der über 500 Seiten von Anfang bis Ende fesselnd bis zum Umfallen.
Alice´ Leben, ihre Probleme und Wünsche und ganz besonders die hochinteressante Studie zum Thema "Ehen im 21. Jahrhundert" ziehen den Leser in ihren Bann und auch ohne viel Spannung kann das Buch überzeugen, denn es ist absolut gefühlvoll geschrieben und auch für jüngere Leser gut nachzuempfinden.

Auch wenn das Cover optisch nicht meinem Geschmack entspricht, passt es dennoch super zur Story und lässt viel Raum für Interpretationen.
Die Figuren brauchen einige Zeit, bis sie für den Leser wirklich zum Leben erwachen. Bei starken 500 Seiten ist eine langsame Entwicklung der Charaktere aber durchaus im Rahmen, sodass man nicht das Gefühl hat, dass es ihnen an Tiefe und Farbe fehlt.
Besonders Protagonistin Alice Buckle lernt man nach und nach immer besser kennen, wozu auch der ein oder andere Rückblick in ihre Vergangenheit beiträgt, die im Rahmen der Studie auftreten.
So beginnt man auch als Leser zu verstehen, weshalb Alice mit ihrer momentanen Situation als Ehefrau, Mutter und Schauspiellehrerin einer Grundschule nicht sonderlich zufrieden ist.
Beruflich hatte sie wesentlich höhere Ziele und auch bei ihrer Ehe ist so langsam die Luft raus.
Doch auch William, ihren Ehemann, kann man als Leser verstehen, wenn man ihn auch nur durch Alice Augen betrachtet. Ganz besonders toll sind auch die beiden Kinder, die stets etwas mehr Leben in die Geschichte bringen und für die nötige Abwechslung sorgen.
Zusätzlich gibt es noch so einige andere Figuren, die dem Buch die gewisse Würze verleihen und meiner Meinung nach allesamt sehr authentisch und gelungen sind.
 
Alice ist enttäuscht davon, wie ihr Leben momentan aussieht. Ihre Ehe steht auf der Kippe, ihre Kinder und ihr Hund sind oft sehr anstrengend und auch beruflich läuft nicht alles so, wie Alice es gerne hätte.
Da kommt ihr die Studie zum Thema "Die Ehe im 21. Jahrhundert" gerade recht und kurzerhand beschließt sie, daran teilzunehmen.
Gewissenhaft und fleißig beantwortet sie die Fragen, die nach und nach bei ihr eintrudeln und aus anfänglichen Fragen, die sie "ihrem" Forscher stellt, entwickeln sich schon bald angeregte Gespräche. Schon bald beginnen die beiden auch über falsche Facebook-Konten miteinander zu chatten und kommen sich dabei immer näher. Alice ist hin und hergerissen zwischen ihrem schlechten Gewissen ihrem Ehemann gegenüber und der neu entfachten Lebensfreude, die Forscher 101 ihr geschenkt hat.
Die Studie ist geschickt in Alice´ Alltag eingebaut, sodass sie zwar im Mittelpunkt der Geschichte steht, das Ganze aber nicht dominiert. Dabei lockern Alice`e Antworten und die Chatverläufe, die sonst oft recht ernste Geschichte immer wieder auf, sodass ein stetiger Lesefluss gewährleistet ist.
Alice Achterbahn der Gefühle reißt den Leser vollkommen mit und man kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie es mit ihr und Forscher 101 weitergeht, vor allem, was aus William und ihren Kindern wird.
Das Ende hat mir besonders gut gefallen, da es bis kurz zuvor nicht vorherzusehen war und weder kitschig noch abgehackt wirkt, sondern durchweg authentisch und überzeugend.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und sehr flüssig.
Da das Buch doch sehr dick ist, war es sehr geschickt, immer wieder die Antworten zur Studie und die Chats einzubauen, um die Geschichte spannend und fesselnd zu halten. Toll ist auch, dass bei den Antworten die passende Frage dazu fehlt.
Diese stehen am Ende des Buches, ich würde allerdings empfehlen, sie wirklich erst hinterer zu lesen, dadurch gewinnen die Antworten an Tiefe und man kann Alice verwirrte Gefühle besser nachvollziehen.


4,1 Punkte
 
Melanie Gideon ist die gefeierte Bestsellerautorin von »The Slippery Year. A Meditation on Happily Ever After«, einem außergewöhnlich offenen und erhellenden Buch über ihre Eheprobleme samt damit einhergehender Midlifekrise. Außerdem hat sie drei Jugendbücher veröffentlicht. Sie schreibt für die New York Times, den San Francisco Chronicle, Shape, The Times, die Daily Mail und Marie Claire. Melanie Gideon, geboren und aufgewachsen in Rhode Island, lebt inzwischen mit ihren Mann und dem gemeinsamen Sohn in der San Francisco Bay Area.

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