Sonntag, 12. April 2015

[Rezension] Mandeljahre

MandeljahreTitel: Mandeljahre
Originaltitel: /
Autor/in:
Katrin Tempel
Reihe: /
Preis: 9,99€
Seiten: 448
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: 16. Februar 2015
ISBN-13: 978-3492304979
Leseprobe
Dort, wo die Mandelbäume blühen ... Als Katharina die Jugendstilvilla ihrer Familie an der pfälzischen Weinstraße entrümpelt, findet sie Fotoalben und Erinnerungsstücke ihrer Urgroßmutter Marie. Die lebenslustige Ehefrau eines gnadenlosen Großunternehmers erlebte den Aufstieg und Fall einer deutschen Kaffeeröster-Dynastie in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts – und sie verheimlichte ihre wahren Gefühle für den Mann, den sie nicht lieben durfte.


 
"Mandeljahre" hat meine Erwartungen mehr als übertroffen. Die Geschichte findet fast komplett in der Vergangenheit statt, lediglich Prolog und Epilog spielen in der Gegenwart. So erfährt man Maries Geschichte nicht nur bruchstückhaft in Tagebucheinträgen oder ähnlichem, sondern kann sie hautnah miterleben. Und diese Geschichte hat es in sich...

Ein perfektes Frühlings-Cover, das Handlung und Titel perfekt abrundet. Schrift und Farbkombi sind perfekt gewählt, Kapitellänge und Schriftgröße sind ebenfalls sehr angenehm.

Hauptfigur Marie lernt man bereits im Alter von 19 Jahren kennen, als sie mit ihrem Bruder Otto nach Bad Dürkheim reist, um dort die Frau von Carl Hauer zu werden, der ihre Familie vor dem Ruin retten soll. Zu Gehorsam erzogen nimmt Marie ihre Rolle ohne zu Murren an, doch schnell wird klar, dass die junge Frau eigentlich wesentlich mehr im Kopf hat, als nur eine brave stille Hausfrau zu sein.
Marie beugt sich trotzdem stets ihrem Mann und den Bedürfnissen ihrer Familie, steckt selbst immer wieder zurück, um zu tun, was für alle das Beste ist. Mit ihrer klugen Art und ihrer Sanftheit wächst einem Marie schnell ans Herz und man wünscht ihr mehr als alles andere, dass sie irgendwie ausbrechen kann. Doch man kann auch vollkommen nachvollziehen, warum sie es nicht tut.
Ihr Mann Carl hingegen ruft schon von Anfang an Ablehnung hervor, während der Mann im Mandelhain, Jacob, auch den Leser sofort fasziniert. Trotzdem sind die Charaktere keineswegs schwarz/weiß. Sie alle haben auch ihre Vorzüge, sowie die ein oder andere Macke, sodass sie alle sehr authentisch und glaubhaft wirken.
Maries Gedanken und Gefühle lassen sich ohne Probleme nachvollziehen und auch ihr Verhältnis zu ihren Mitmenschen ist stets einleuchtend und gut ausgearbeitet.


Die ehemals wohlhabende Familie von Rabenhorst steht kurz vor dem Ruin. Um ihren Wohlstand wiederzuerlangen, soll die 19jährige Marie den erfolgreichen Geschäftsman und Freund ihres Bruders, Carl Hauer, heiraten.
Entschlossen reist Marie nach Bad Dürkheim, wo sie ihre Rolle gewissenhaft erfüllt und schon bald Carls Braut wird. Für ihre Familie bringt diese Heirat die Rückkehr zu ihrem luxuriösen Leben mit sich, doch für Marie bedeutet sie ein großes Opfer, denn sie ist alles andere als glücklich mit ihrem jähzornigen Mann.
Als sie im Mandelhain auf den gutaussehenden Jacob trifft, stellt er ihre ganze Welt auf den Kopf. Sie verliebt sich in den jungen Mann, doch die Verpflichtungen ihrer Familie und ihrem kleinen Sohn gegenüber lassen es nicht zu, dass Marie ihre Liebe ausleben darf.
Über Jahre hinweg verbirgt Marie ihr Verhältnis mit dem Juden, doch ganz von ihm fernhalten konnte sie sich nie. Zwei Weltkriege erschüttern Deutschland, während denen Jacob erst schwer verletzt und später aufs Brutalste verfolgt wird. Ein Happy End scheint unmöglich, doch Marie gibt ihre Liebe nie auf.
Auch wenn die Geschichte letztendlich ganz anders war, als ich es erwartet habe, hat sie mir ausgesprochen gut gefallen. Sogar noch mehr, als erhofft!
Normalerweise mache ich einen großen Bogen um alles, was während der Kriegszeit spielt, doch "Mandeljahre" hat mich einfach nicht mehr losgelassen. In nur wenigen Stunden habe ich Maries Geschichte verschlungen, stets in der Hoffnung, dass zwischen ihr und Jacob letztendlich doch noch alles gut wird.
Es wird keine Sekunde langweilig, auch dadurch, dass häufig mehrere Jahre übersprungen werden, und man direkt von Schlüsselszene zu Schlüsselszene springt. Hier ist kein noch so kleiner überflüssiger Satz zu finden. Man saugt die Worte geradezu gierig in sich auf.

Der Erzählstil der Autorin hat mir unheimlich zugesagt. Ich liebe es, wenn man vollkommen in einer Geschichte versinkt und alles um sich herum vergisst. Das wird garantiert nicht mein letztes Buch von ihr sein!



4,5 Punkte

Katrin Tempel
© Picture Alliance/ Katrin Tempel
Katrin Tempel wurde in Düsseldorf geboren und wuchs in München auf. Nach ihrem Geschichtsstudium arbeitete sie als Journalistin, heute ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift »LandIdee«. Außerdem schreibt sie Drehbücher (unter anderem den historischen ZDF-Zweiteiler »Dr. Hope«) und Romane

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