Dienstag, 26. August 2014

[Rezension] Bevor die Nacht geht

http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila_hires/Spychalski_PBevor_die_Nacht_geht_148015.jpgTitel: Bevor die Nacht geht
Originaltitel: /
Autor/in: Patrycja Spychalski
Reihe: /
Preis: 14,99€
Seiten: 288
Verlag: cbt
Erscheinungdatum: 28. Juli 2014
ISBN-13: 978-3570163030
Leseprobe
Ein Tag, eine Nacht – eine große Liebe!

Als Kim und Jacob sich an einem ganz normalen Samstagmorgen in der Berliner S-Bahn treffen, ist es Liebe auf den ersten Blick! Eigentlich wollte Kim nur einkaufen, doch als Jacob ihr erzählt, dass er Berlin nicht leiden kann, überredet sie ihn, mit ihr zu kommen – quer durch die Stadt, an all ihre Lieblingsorte. Jacob soll sich in Berlin verlieben … und vielleicht auch in sie. Doch für Jacob ist es der letzte Tag, bevor er am nächsten Morgen für ein Jahr weggeht. Obwohl es hoffnungslos ist, folgt er diesem Mädchen, das sich so unerwartet in sein Herz gemogelt hat, durch Straßen, Parks und Cafés … Einen Tag und eine Nacht haben sie – und jede Sekunde mit Kim pulsiert vor Leben, wie Berlin selbst.





"Bevor die Nacht geht" bekommt nach einem wirklich grottenschlechten Einstieg doch noch die Kurve. Das Kennenlernen von Kim und Jacob, das unweigerlich schon wenige Stunden später mit einem Abschied enden wird, nimmt den Leser langsam aber sicher gefangen und ruft gegen Ende sogar die ein oder andere Träne hervor.

Das Cover ist sowohl auf den ersten, als auch auf den zweiten Blick wunderschön. Detailreich und harmonisch spiegelt es schön den Inhalt des Buches wieder und setzt den perfekt gewählten Titel gekonnt in Szene.

Der Grund weshalb ich das Buch am liebsten nach der ersten Seite weggelegt hätte: Kim! Eine so absolut komische, merkwürdige, durchgeknallte Person ist mir noch nicht untergekommen. Und eines gleich vorweg: Sie bleibt so merkwürdig, das ganze Buch über. Jetzt stellt sich wohl die Frage, inwiefern merkwürdig?
Nun, es ist schwer in Worte zu fassen. Es ist kein aufgesetztes "Ich-unterscheide-mich-von-allen-anderen-und-bin-deshalb-unheimlich-interessant"-Merkwürdig. Sie hat eine Art an sich, die wirklich anders ist, als alles, was ich bisher kannte.
Ich schätze man muss sich selbst ein Bild von ihr machen, um es wirklich verstehen zu können. Kim ist sehr extrovertiert, spricht wahllos irgendwelche Leute an, sie ist alles andere als mädchenhaft, hat sehr burschikose Seiten, eine seltsame Denkweise und ungewöhnliche Ansichten.
Fakt ist, ihre Art finde ich schrecklich, ich würde mit ihr keine fünf Sekunden aushalten, aber. ABER. Man gewöhnt sich im Laufe des Buches wirklich an sie, fängt an sie zu verstehen und ihre Art nachvollziehen zu können. Was wirklich an ein Wunder grenzt, wenn man an den ersten Eindruck zurückdenkt.
Weniger merkwürdig, aber auch weniger greifbar war Jacob, der ein sehr ruhiges Gegenstück zu Kim darstellt. Obwohl er auf den ersten Blick zugänglicher als Kim erscheint, da seine Art einfach "natürlicher" ist, war er nicht unbedingt sympathischer. Ich empfand ihn oft als unnahbar, weinerlich, schwer zu verstehen....
Eine vertrackte Sache, diese Charakter, die mich zwischen Abneigung und Faszination schwanken lassen und trotz so vieler wirklich ätzender Eigenschaften trotzdem irgendwie punkten können.


Alles beginnt morgens in der S-Bahn, als Kim aus einem Impuls heraus den Jungen gegenüber anspricht: Jacob. Nichts ungewöhnliches für Kim, die keinerlei Hemmungen vor Fremden hat. Sie überzeugt Jacob mit ihr auszusteigen, und die beiden verbringen den ganzen Tag zusammen. Doch nicht ohne Grund! Als Jacob erwähnt, dass er Berlin nicht ausstehen kann ist Kim wie vor den Kopf gestoßen, zu viele schöne und magische Orte bietet die Stadt ihr, als dass sie Jacobs Aussage akzeptieren kann.
Sie nimmt ihn mit auf eine Tour quer durch die Hauptstadt zu all ihren Lieblingsorten, mit dem Ziel, Jacob ihre eigene Faszination zugänglich zu machen. Und tatsächlich scheint sie damit Erfolg zu haben, doch nicht nur seine Abneigung seiner Heimat gegenüber verflüchtigt sich und weicht einer ungeahnten Zuneigung, auch seine Stadtführerin erweckt ganz unerwartete Gefühle in ihm.
Leider stehen die aufkeimenden Gefühle unter keinem guten Stern, denn schon am nächsten Morgen fliegt Jacob für ein Jahr nach Brasilien. Umso mehr Grund alles aus den 24 Stunden, die ihnen bleiben, herauszuholen.
Die Idee ist simpel, aber wirkungsvoll. Man wünscht sich so sehr einen Ausgang ohne Abschied, doch der ist unausweichlich. Die Autorin schafft es trotz aller Umstände dennoch, ein wunderschönes und emotionales Ende zu bereiten, dass im krassen Gegensatz zum laschen Anfang steht.
Die Zuneigung dem Buch gegenüber wächst genauso langsam, wie die Verbindung zwischen Kim und Jacob. Ein Buch, das sich gemächlich vom unteren Ende der Wertungsskala hocharbeitet.

Wie auch mit Kim, hatte ich mit dem Schreibstil so meine Probleme. Genauer gesagt mit den Dialogen und Anmerkungen von Kim, die ich einfach merkwürdig gefunden habe. Würde Kim leibhaftig vor mir stehen und mich ansprechen, ich würde sie nur mit großen Augen anstarren, die Stirn runzeln, den Kopf schütteln und sie stehen lassen.
Aber wie gesagt, überraschenderweise gewöhnt man sich daran und findet Gefallen an dem Buch.


3,4 Punkte

Patrycja Spychalski
© Isabelle Grubert
Patrycja Spychalski, geboren 1979 in Starogard, Polen, zog im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Berlin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Schauspielausbildung, wandte sich dann aber einem ganz anderen Bereich zu: Seit 2002 arbeitet sie in vielfältigen sozial-kulturellen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Sie schrieb mehrere Kurzgeschichten für Anthologien, bevor sie ihren ersten Roman Ich würde dich so gerne küssen verfasste.

1 Kommentar:

  1. Das ist ja schade, dabei hört sich der Klappentext gar nicht so schlecht an.
    Lg, Nicole

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