Sonntag, 9. November 2014

[Rezension] LÚM - Zwei wie Licht und Dunkel

http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila_hires/Siegmund_ELUM_147987.jpgTitel: LÚM - Zwei wie Licht und Dunkel
Originaltitel: /
Autor/in:
Eva Siegmund
Reihe: /
Preis: 16,99€
Seiten: 512
Verlag: cbt
Erscheinungsdatum: 29. September 2014
ISBN-13: 978-3570163078
Leseprobe
Wenn dein Schicksal zu groß für dich scheint

In der Trümmerstadt Adeva entscheidet sich für alle 15-Jährigen in der Nacht der Mantai, welche Gabe sie haben. Ein Mal, das auf dem Handgelenk erscheint, zeigt an, ob man telepathisch kommunizieren, unsichtbar werden oder in die Zukunft sehen kann. Doch bei Meleike, deren Großmutter eine große Seherin war, zeigt sich nach der Mantai – nichts. Erst ein schreckliches Unglück bringt ihre Gabe hervor, die anders und größer ist als alles bisher. Als Meleikes Visionen ihr von einem Inferno in ihrem geliebten Adeva künden, weiß sie: Nur sie kann die Stadt retten. Und dass da jenseits der Wälder, in der technisch-kalten Welt von Lúm, jemand ist, dessen Schicksal mit ihrem untrennbar verknüpft ist …


 
Nachdem die ersten Kapitel fesseln und eindrucksvolle Bilder hervorrufen, verfliegt die anfängliche Begeisterung recht schnell. Durchschnittliche Charaktere, eine eher schleppende Geschichte und wenige Wow-Effekte machen "LÚM" zu einem eher eintönigen Buch, aus dem mehr hätte herausgeholt werden können.

Trotz eher gewöhnlichem Motiv hat das Cover etwas sehr Fesselndes und Anziehendes an sich, was das Buch ungemein interessant erscheinen lässt. Auch Klappentext und Innengestaltung fallen sehr ansprechend aus.

Die Charaktere in "LÚM" sind eine schwierige Angelegenheit. Einerseits durchaus sympathisch, ohne Frage interessant, vielfältig und auch voller Potenzial, andererseits bleiben sie aber auch sehr distanziert und ungreifbar, werden nicht wirklich real.
Angefangen bei Protagonistin Meleike, bei der ich bereits über den Namen ständig stolpere, über alle übrigen Figuren. (Deren Namen ebenfalls in diese Richtung gehen, sodass man sie beim besten Willen nicht im Kopf behalten kann). Sie sind gut, sie stecken voller Ideen, sie bieten Unmengen von Möglichkeiten, die geschickt in Szene gesetzt werden, aber lebendig werden sie nicht.
Warum? Eine Frage, die ich selbst lange nicht beantworten konnte. Im Endeffekt ist mir allerdings aufgefallen, dass ich meine Probleme mit den Personenkonstellationen hatte. Jede Figur für sich ist wirklich erstklassig ausgearbeitet, im Gesamtbild kann die Autorin allerdings damit nicht punkten.
Sie agieren weitgehend jeder für sich, komplexe Beziehungen oder Verflechtungen kommen kaum Zustande, sodass auch bei wirklich engen emotionalen Verbindungen die Gefühle einfach nicht beim Leser ankommen.


Die Idee hinter der Story ist wirklich genial. In ferner Zukunft, nach einem verheerenden dritten Weltkrieg, mussten die Überlebenden sich auf engem Raum zusammenpferchen. Es soll fortan nur noch nach Wissen gestrebt werden, die Forschung steht im Mittelpunkt, alles wird rational und sachlich betrachtet.
Doch in dieser Welt gibt es etwas, das aus dem Rahmen fällt. Einige Menschen haben besondere Gaben, die sich im Alter von 15 Jahren zeigen. Diese Menschen wurden in Reservate abgeschoben, wo sie, unwissend, dass es noch Leben außerhalb ihrer Stadt gibt, ein trostloses Leben leben.
Im harten Kontrast stehen diese Schauplätze, einerseits die hochentwickelte Hauptstadt, voller Technik, Lichter, Luxus, auf der anderen Seite das zerstörte, verfallene Reservat, in dem jeder Tag nur aus harter Arbeit besteht.
Ein geniales Gerüst für eine super Story, doch leider wird darauf eher ein Gartenhaus gestellt, als eine Villa. Meleike wird eine mächtige Seherin, ihre Visionen zeigen ihr die grausame Zukunft ihrer Heimat: Adeva soll dem Erdboden gleichgemacht werden. Die Gründe hierfür lassen sich selbstverständlich in der Hauptstadt finden.
Das noch so junge Mädchen muss nun ihre Heimat retten, was ihr, Überraschung, recht einfach gelingt. Nur wenige Hindernisse tun sich auf, es fehlt an Spannung, wenn auch nicht an Grausamkeiten und Gewalt, aber das gewisse Etwas bleibt auf der Strecke.
Außerdem fehlen mir mehr Hintergrundinfos, zu viele interessante Dinge werden angerissen, aber nicht fortgeführt. Deswegen ist "LÙM" in meinen Augen eher durchschnittlich, nett zu lesen, aber nicht gut genug, um auf dem Markt der langsam ausgelutschten Dystopien ausgiebig zu punkten.

Der Schreibstil haut zu Beginn des Buches wirklich vom Hocker. Die Mantai, das "Ritual", bei dem sich die Gaben der Jugendlichen offenbaren, ist so bildhaft beschrieben, dass man das Gefühl hat, direkt unter ihnen zu sein. Die Atmosphäre ist atemberaubend und faszinierend, doch nach dieser hammer Szene lässt leider auch der Schreibstil etwas nach. Besonders gegen Ende wird es immer weniger detailliert und bildhaft, die Geschichte läuft einfach nur noch ab, ohne großes Kopfkino auszulösen.



2,8 Punkte

Eva Siegmund
© Random House/Isabelle Grubert
Eva Siegmund, geboren 1983 im Taunus, stellte ihr schriftstellerisches Talent bereits in der 6. Klasse bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb unter Beweis. Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Kirchenmalerin und studierte dann Jura an der FU Berlin. Mit dem ersten Staatsexamen in der Tasche begann sie 2011 als Volontärin bei einem Hörbuchverlag in der Lizenzabteilung. Doch schon bald wurde ihr Textgespür entdeckt und so wechselte sie ins Lektorat. „LÚM – Zwei wie Licht und Dunkel“ ist ihr Romandebüt.

1 Kommentar:

  1. Das ist ja schade! Dabei hat sich LÚM so vielversprechend angehört. Aber so wie du deine Leseerfahrung damit beschreibst, ist es wohl eher nichts für mich.

    Danke für die Rezension!

    Liebe Grüße,
    Nicole

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