Mittwoch, 30. Januar 2013

[Rezension] Der geheime Name

Titel: Der geheime Name
Originaltitel: /
Autor/in: Daniela Winterfeld
Reihe: /
Preis: 12,99€ 
Seiten: 528
Verlag: Knaur TB
Erscheinungdatum: 11. Januar 2013
ISBN 3426511274
Wertung: 3,9/5
Leseprobe
Rumpelstilzchen wollte das Kind der Königin. Er bekam es nicht. Jahrhunderte später schließt ein anderes Wesen seiner Art einen neuen Pakt – und wird ebenfalls betrogen. Seitdem sucht es unablässig nach dem Kind … Seit sie denken kann, ist Fina mit ihrer Mutter auf der Flucht. Doch jetzt, mit 19, will sie endlich ein richtiges Zuhause finden und zieht zu ihrer Großmutter, die am Rand eines düsteren Moores lebt. Das Moor fasziniert Fina vom ersten Moment an – genau wie der geheimnisvolle Junge, der dort lebt. Weder Fina noch der Junge ahnen, dass sie beide nur Figuren in einem Spiel sind, das dem betrogenen Wesen endlich seinen Lohn bringen soll …


 


Rumpelstilzchen in einem neuen Gewand.
Mit "Der geheime Name" gelingt der Autorin eine interessante Neuerzählung des bekannten Märchens und vereint es gekonnt mit unserer Welt.
Spannend, emotional, aber auch abstoßend... Das Buch hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Geheimnisvoll und einladend erscheint schon das Cover des Buches.
Zum Inhalt passt es wie die Faust aufs Auge und auch die düstere und nicht selten erschreckende Stimmung wird überzeugend vermittelt.

Bei den Charakteren sehe ich den schwächsten Punkt des Buches.
Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um das Mädchen Fina, welches dem Geheimen versprochen wurde, den Geheimen selbst und den Jungen Mora, den Diener des Wichts.
Umringt werden sie von einigen wenigen Nebenfiguren, die jedoch liebevoll und gekonnt ausgearbeitet sind, mit einem guten Blick fürs Detail und einer ordentlichen Portion Tiefe.
An dieser fehlt es jedoch leider der Protagonistin Fina, über die ich gerne mehr erfahren hätte. Ein Großteil der Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt und auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt kommen ausreichend zur Geltung. Es mangelt allerdings an den kleinen Besonderheiten.
Stattdessen erfährt man nur wenig über die wirkliche Fina. Man kennt ihre Vergangenheit, ihre Leidenschaft, das Fotografieren und ihre Wünsche... Aber es fehlt das Salz in der Suppe, das gewisse Etwas, das hervorsticht.
Meisterhaft gelungen sind aber Mora und besonders der Geheime!
Mora wuchs bei dem Geheimen auf und hat schon viel Leid erlebt. Das wirkliche "Leben" ist ihm völlig unbekannt, er hält sich selbst für ein Monster, ist der unterwürfige Diener des Geheimen und lebt in ständiger Furcht vor dessen Misshandlungen.
Dennoch liebt er ihn, denn er ist seine einzige Familie.
Der Geheime gehört wohl zu den facettenreichsten, faszinierendsten aber auch gruseligsten Bösewichten überhaupt.
Er verfügt über eine äußerst ausgeprägte, aber dennoch stimmige Charakterdichte.
Obwohl er nicht der "typische" Bösewicht ist und in keiner Weise konstruiert wirkt, lässt sich sein Charakter insgesamt nur als das reine Böse beschreiben.

Ihr Leben lang war Fina mit ihrer Mutter auf der Flucht.
Vor ihrem eigenen Vater. Immer wieder verlassen sie ihr kurzzeitiges Zuhause, in ständiger Angst davor, schließlich gefunden zu werden, denn Finas Mutter fürchtet um das Leben ihres einzigen Kindes.
Die nun 19-jährige Fina hat es allerdings satt, nirgendwo Zuhause zu sein und beschließt diesem Leben kurzerhand ein Ende zu machen. Sie möchte unbedingt Fotografie studieren und zieht zu ihrer Großmutter, nachdem sie herausfindet, das ihr bisheriges Leben eine einzige Lüge war.
Vom Moor im Wald, hinter der Mühle ihrer Großmutter, wird Fina magisch angezogen. Endlich fühlt sie sich geborgen, angekommen in ihrer Heimat.
Im Moor trifft sie auf einen verwahrlosten Jungen: Mora.
Wer ist er? Warum lebt er allein im Moor? Und wer ist sein "Herr", von dem er Fina erzählt hat?
Immer weiter verstricken sich die beiden jungen Menschen in ein dichtes Netz aus Intrigen, Verrat und Berechnung, ohne zu ahnen, dass ihr Schicksal längst besiegelt ist...
Die absolut spannende Geschichte wird getrübt durch einige kleine Durststrecken, die den Lesefluss zum Stocken brachten.
Aufgewogen wird dieser kleine Kritikpunkt jedoch durch die authentische und teilweise auch erschreckende Stimmung, denn auch vor den Themen Misshandlung, Entführung und Vergewaltigung schreckt die Autorin nicht zurück und verwandelt ihr modernes Märchen so in eine fesselnde, aber auch abstoßende Geschichte, die man nicht so schnell vergessen kann.

Der Schreibstil ist markant und ungewöhnlich. Gekonnt reiht die Autorin lange, sowie sehr kurze Sätze einander und erschafft ein Wortgeflecht, welches das Vorankommen anfangs erschwert, aber den Leser schließlich vollkommen gefangen nimmt.


3,9 Punkte

Daniela WinterfeldDaniela Winterfeld, geboren 1978, studierte Literaturwissenschaften, Psychologie und Geschichte. Heute ist sie in einer Literaturagentur tätig und lebt mit ihrer Familie in Berlin.

1 Kommentar:

  1. Irgendwie klingt das Buch sehr außergewöhnlich. Scheint mal was anderes zu sein. Trotz der Durststrecken, werde ich das Buch bestimmt bald lesen ;)

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