Montag, 9. Dezember 2013

Interview: Monika Feth (Der Erdbeerpflücker)

Die Autorin der Jette- und Romy-Thriller, Monika Feth, hat sich für ein Interview mit "Wonder´s Bücherkiste" zur Verfügung gestellt. Was die Autorin interessantes über ihre Bücher, ihr Leben als Autorin, das Schreiben und sich selbst zu erzählen hat, erfahrt ihr hier!


Monika Feth
© Isabelle Grubert


Erst einmal zu Ihren Büchern und dem Schreiben allgemein.
Die Jette-Thriller gibt es jetzt ja schon eine ganze Weile. Gibt es Dinge, die Sie im Nachhinein gerne anders gemacht hätten? Ideen, die sie gerne nachträglich noch einbauen würden?
Wenn ein Buch gedruckt ist, steht es in der Welt. Dann lasse ich los, um für das nächste offen zu sein. Nach einer Weile kann ich es betrachten, als wäre es gar nicht von mir. Doch selbst von diesem etwas entfernteren Standpunkt aus würde ich nachträglich nichts daran ändern wollen.

Welches der Bücher ist eigentlich Ihr persönlicher Favorit und warum?
Ich liebe jedes einzelne meiner Bücher und jedes aus anderen Gründen (ebenso wie meine Figuren). Eine Sonderstellung unter meinen Romanen nimmt sicherlich 'Fee' ein, das einzige Buch, das ich über einen Menschen geschrieben habe, der einmal gelebt hat. Es ist die Geschichte eines geistig und körperlich behinderten Mädchens, das mit zwanzig Jahren stirbt. Erzählt wird aus der Sicht der siebzehnjährigen Schwester Claire, die mit ihrem Freund eine Motorradreise durch Schottland unternimmt, um Fees Tod zu verkraften. In diesem Buch schwingt alles mit, was das Leben ausmacht, Freude, Trauer, Liebe, Verlust - ich mag es sehr, vor allem die Zärtlichkeit darin.
Auch in Ihrem neuen Buch "Der Bilderwächter" geht es wieder um Jette und Co, während die vorherigen beiden Bücher sich um Romy gedreht haben. Wieso dieser Wechsel zurück zu Jette? Wird man auch von Romy wieder hören? Oder darf man auf weitere Bücher mit Jette hoffen
An beiden Figuren hängt mein Herz. Wenn mir eine Geschichte in den Kopf kommt, weiß ich sofort, ob es eine für Jette oder für Romy ist. Romy war nicht als Abschied von Jette gedacht. Ich hatte einfach Lust auf neue Figuren, neue Hintergründe und hatte von Anfang an vor, wechselnd über beide zu schreiben. Das möchte ich auch weiterhin tun. In 'Spiegelschatten' begegnen sie sich ja sogar, und diese kleine Spielerei hat mir große Freude gemacht. Auch dass Kommissar Bert Melzig mit beiden zu tun hat, gefällt mir. Mal sehen, was daraus noch entstehen kann ...
Ob Jette oder Romy, die Bücher haben alle eines gemeinsam: Die grandiosen Sichtwechsel! Opfer, Täter, Ermittler, es ist wirklich jeder vertreten. Fällt es Ihnen schwer, immer wieder die Sicht, aus der Sie schreiben, zu wechseln? Machen Sie zwischendurch eine Pause oder gelingt Ihnen der Wechsel fliesend
Die multiperspektivische Schreibweise entspricht mir sehr und bereitet mir keinerlei Mühe, ganz im Gegenteil. Ich schreibe ohne detaillierten Plan, kenne nur meine Figuren, den Täter und das Thema. Die Geschichte selbst entwickle ich während des Schreibens und das von Satz zu Satz, Kapitel zu Kapitel. Ich fange tatsächlich vorn an und höre am Ende auf. Der ständige Wechsel der Perspektive fügt sich da mühelos ein. Es macht das Schreiben für mich wesentlich spannender. Und manchmal ungeduldig. Vor allem im Showdown, wenn die Gedanken so auf mich einstürmen, dass meine Finger auf der Tastatur ihnen kaum folgen können. Dann würde ich ab und zu gern bei meinen Hauptfiguren bleiben und einfach linear weitererzählen. Da hilft mir dann meine Disziplin - und die Freude an dieser Form, die ich wirklich liebe.
Gab oder gibt es dabei eine Figur, aus deren Sicht es Ihnen besonders schwer fiel zu schreiben? Oder andersherum: Gibt es eine Figur in deren Rolle Sie am liebsten schlüpfen?
Am liebsten schreibe ich aus der Perspektive des Täters. Weil ich mich ihm besonders behutsam nähern muss. Was ich sehr genossen habe, war, aus der Perspektive der einzelnen Mina-Persönlichkeiten im 'Scherbensammler' zu schreiben. Mina ist multipel, und ich schlüpfe beim Erzählen in sieben ihrer abgespaltenen Persönlichkeiten. Das war ein unglaublich faszinierend. Insbesondere die Sicht der kleinen Clarissa, die mit ihren fünf Jahren so zart und so verletzlich (und verletzt) ist, war eine Herausforderung.
Haben Sie besondere Angewohnheiten beim Schreiben? Etwa eine Tafel Schokolade in Reichweite, Kerzenlicht, oder Musik im Hintergrund?
Wenn ich in meinem Zimmer schreiben kann, absolute Ruhe habe und immer eine heiße Tasse Tee auf dem Tisch, dann bin ich die glücklichste Autorin der Welt.
Wo wir jetzt beim Schreiben selbst sind, was war Ihre allererste Geschichte, die Sie geschrieben haben?
Meine erste Geschichte wurde direkt mein erstes Buch. 'Examen', bei Rowohlt erschienen. Ich habe nie vorgehabt, Schriftstellerin zu werden, es ist mehr oder weniger zufällig passiert. Während der Vorbereitung auf das Examen hat sich einer meiner Freunde aus Angst vor einer Prüfung das Leben genommen. Das war der Anlass für mich, zum allerersten Mal etwas zu schreiben. Es geht in der Erzählung um die Folgen, die ungebremster Leistungsdruck haben kann.


Hatten Sie schon Ideen, die Sie gerne umsetzen wollten, aber die nicht so recht funktionieren wollten?

Nein, zum Glück noch nicht. Ich klopfe jetzt schnell mal auf Holz, damit es nicht doch noch passiert ...
Zum Abschluss noch einige persönlichere Fragen:Was ist für Sie das Schönste an ihrem Beruf?
Das Schönste an meinem Beruf? Freiheit. Und dass mein Leben und das Schreiben so wunderbar eng zusammengehören, dass sie beinah eins sind.


Welche Erfahrungen, positiv oder negativ, werden Sie nie vergessen? Gab es Erlebnisse, die sich Ihnen besonders eingeprägt haben?
 Einmal habe ich bei einer Tagung dreihundert Leuten eine Bilderbuchgeschichte vorgelesen: 'Der Maler, die Stadt und das Meer'. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. In diesem Moment habe ich begriffen, welche Macht das Wort hat. Positiv wie negativ. Wie leicht man Menschen auch manipulieren kann. Aus dieser Erfahrung sind Bücher wie 'Das blaue Mädchen' und 'Teufelsengel' entstanden. Es war ein ganz einschneidendes Erlebnis.

Als letztes nun was mir am meisten unter den Nägeln brennt: Gibt es eine Frage, die Sie schon immer beantworten wollten, die Ihnen aber noch nie jemand gestellt hat?
Nein - alles, was mir wichtig ist, mogle ich bei meinen Antworten unter ;-))
Ich bedanke mich herzlich dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben!
 Hab ich sehr gern gemacht. Danke für die Geduld und

ganz herzliche Grüße!
Monika Feth

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