Originaltitel: The Dead Women of Juárez
Autor: Sam Hawken
Reihe: /
Preis: 19,95€
Seiten: 317
Verlag: Tropen bei Klett-Cotta
Erscheinungdatum: 15. März 2012
ISBN 3608502122
Wertung: 3,0/5
Viele, die etwas auf dem Kerbholz haben, flüchten nach Ciudad Juárez: auch Kelly Courter, Boxer aus den Vereinigten Staaten. Sein Geld verdient er mit fragwürdigen Boxkämpfen oder dem Verkauf von Drogen. Estéban, der Bruder seiner Freundin Paloma, versorgt ihn regelmäßig mit Stoff. Bald greift er selbst zur Nadel, driftet ab in die Welt des Rausches und bemerkt nicht einmal, dass Paloma spurlos verschwindet. Als kurz darauf ihre misshandelte Leiche gefunden wird, trifft ihn die harte Realität wie ein Schlag. Er wird verhaftet, gedemütigt und für ein Geständnis halb totgeprügelt. Erst als Rafael Sevilla, ein befreundeter mexikanischer Polizist, sich des Falls annimmt, kommt Licht in das dunkle Geheimnis der Frauenmorde von Ciudad Juárez.
"Die toten Frauen von Juárez" überzeugt vorallem durch seine Charaktere. Sie sind außerordentlich authentisch und real. Weniger gefallen hat mir hingegen die Story, da das Buch manchmal wirklich ziemlich brutal war. Auch die vielen Fremdwörter haben beim Lesen etwas gestört.
Auf Grund der kontrastreichen Farben zieht das Cover den Blick auf sich. Bei näherem Betrachten erscheint das grinsende Skelett des Mexikaners inmitten von unzähligen weiteren Skeletten verstörend und unpassend, vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich bei den „Toten Frauen von Juarez“ um eine wahre Geschichte handelt.
Die Hauptfigur Kelly Courter wird zu Beginn sehr oberflächlich beschrieben. Informationen zur Person Kelly Courter, zu dessen Lebensumständen und dessen Vergangenheit, werden nur sehr spärlich preisgegeben. Es wird dennoch deutlich, dass all diese Faktoren entscheidend für den Verlauf der Handlung sind, was die Spannung und das Interesse beim Leser unwillkürlich steigen lässt.
Die Nebenfiguren Paloma und Estéban werden hingegen kurz und sehr präzise beschrieben, deren Lebensumstände unmissverständlich dargestellt.
Rafael Sevilla entwickelt sich im Laufe der Handlung von der Nebenfigur zum Hauptakteur. Zu Beginn ist er ein unfreundlicher, alter Polizist, der Kelly Courter beschattet und offensichtlich nichts Gutes im Schilde führt. Lange sind die Absichten Sevillas unklar. Erst ab der Verhaftung von Kelly Courter wird klar, dass Rafael Sevilla auf dessen Seite steht und seine Unschuld beweisen will. Während Sevillas Ermittlungen erlangt der Leser Einblicke in das Leben des alkoholkranken Polizisten, dessen Tochter und Enkelin ebenfalls auf den Straßen von Ciudad Juarez spurlos verschwanden.
Die Geschichte ist zu beginn etwas langweilig. Der Amerikaner Kelly Courter lebt in der mexikanischen Stadt Ciudad Juarez, nahe der amerikanischen Grenze. Als ehemaliger Profiboxer aus Texas verdient er nun seinen Lebensunterhalt mit fragwürdigen Boxkämpfen und mit dem Verkauf von Drogen. Es ist zu Beginn des Kriminalromans nicht klar, wieso Courter den Abstieg vom gefeierten Boxer hin zum Dealer durchlebt hat. Dennoch gibt es immer wieder kleine Andeutungen und Hinweise auf ein schreckliches Ereignis, das Kelly von den USA nach Mexiko getrieben hat. Dies baut über weite Strecken des Buches große Spannung auf und macht den Leser neugierig.
Als Kelly Courter, der zu Beginn des Kriminalromas clean ist, einen Drogenrückfall hat, ist es für den Leser schwierig die Ursachen für diesen Rückfall nachzuvollziehen. Dies ist meinem Erachten nach nur wenig schlüssig. Während Courter nun wochenlang an der Heroinnadel hängt, verschwindet in dieser Zeit seine Freundin Paloma spurlos. Er und sein Freund Estéban, Palomas Bruder, werden verdächtigt diese misshandelt und getötet zu haben. Auch hier ist letztlich nicht klar, wie es zu den Verdächtigungen kommt und welche Beweise gegen die zwei Männer vorliegen. Einzig der Polizist Rafael Sevilla glaubt an die Unschuld der beiden Männer, was dem Leser sehr schnell deutlich macht, dass es sich bei den Vorwürfen um eine Verschwörung handeln muss. Dies steigert den Spannungsbogen und das Interesse des Lesers ungemein.
Das Ende und somit auch die Lösung des Falls erscheinen mir etwas abrupt und kurz beschrieben. Hier hätte ich mir gewünscht, dass noch mehr auf die einzelnen Puzzleteile eingegangen wird, die letztlich zur Auflösung der Geschehnisse beitragen. Ebenso bleibt im Dunkeln ob mit der Festnahme und der Ermordung der Bandenköpfe die Entführungen der Frauen aus Juarez endgültig ein Ende gemacht ist, oder ob es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handelt.
Sam Hawken bedient sich der Umgangssprache, wodurch es dem Leser leicht fällt, sich mit den Figuren und den Geschehnissen zu identifizieren. An einigen Stellen driftet er jedoch in die Vulgärsprache ab, was immer dann passiert, wenn sich eine der Figuren tief in der Drogenszene oder im Rotlicht Milieu aufhält. Dadurch wird der „Abstieg “ der Figur sprachlich verdeutlicht.
Da der Kriminalroman in Ciudad Juarez, Mexiko, spielt, werden vor allem in den ersten zwei Überkapiteln viele spanische Begriffe verwendet. Dies trägt dazu bei, dass man als Leser schnell in die mexikanische Umgebung eintaucht und sich sehr gut mit den Begebenheiten der mexikanischen Stadt identifizieren kann. Doch eben diese Verwendung der spanischen Sprache erschwert den Lesefluss und das Verständnis des Lesers. So werden die Bedeutungen der spanischen Begrifflichkeiten ausschließlich im Kontext erklärt, einiges bleibt unklar.
3,0 Punkte
Vielen Dank an bilandia!
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