Mittwoch, 12. März 2014

[Rezension] Æthermagie

Titel: Æthermagie
Originaltitel: /
Autor/in: Susanne Gerdom
Reihe: #1
Preis: 16,95€
Seiten: 446
Verlag: Ueberreuter
Erscheinungdatum: 19. September 2012
ISBN-13: 978-3800056866
Leseprobe
Die junge Baronesse Kato von Mayenburg lebt in einer vom Krieg zerrissenen Welt, in der alles von der magischen Energie, dem Æther, abhängt. Sie kommt dem düsteren Geheimnis der Elementare auf die Spur, die den Æther, für die Menschen produzieren müssen und von diesen in unwürdiger Knechtschaft gehalten werden. Auf der Flucht vor der Geheimpolizei verschlägt es sie in die geheime Abteilung D der Kaiserlichen Irrenanstalt am Brünnlfeld. Wer ist der Drahtzieher hinter den grausamen Versuchen an Irrenhausinsassen? Während sie ihr altes Leben hinter sich lässt, begegnet Kato den Brüdern Milan, der kaiserlichen Prinzessin, einer illustren Geheimgesellschaft in der Kanalisation unter Wien, einem zwielichtigen Nervenarzt und dem Zeit und Raum manipulierenden Professor Tiez ¿ der weitaus harmloser wirkt, als er in Wirklichkeit ist.


Hinter "Æthermagie" verbirgt sich ein komplexer und spannender Roman, der durch viele unerwartete Elemente überrascht. Das Buch bietet weit mehr, als der Klappentext vermuten lässt und konnte mich durch die vielen actionreichen und nervenaufreibenden Szenen fesseln. Das Buch erfasst die Intrigen eines Krieges, der stets präsent ist, aber sich dennoch im Hintergrund hält. Die Fantasy-Elemente fügen sich perfekt in das Geschehen ein und runden das Bild ab.

Das im Steampunk-Stil anmutende Cover finde ich sehr ansprechend, da es sowohl optisch wirklich super gelungen ist, als auch vom Motiv her gut zum Inhalt passt. Kato stellt man sich exakt so vor, wie sie abgebildet ist. Auch der Titel wurde gut gewählt, weckt die Neugier der Leser, ohne zu viel zu verraten, ist dabei aber auch nicht nichtssagend.

Die Charaktere des Buches sind an sich nicht unbedingt außergewöhnlich, aber was sie zu etwas ganz besonderem macht, ist die Tatsache, das man erst nach und nach erfährt, wer die verschiedenen Figuren sind, auf welcher Seite sie stehen und welcher Zusammenhang zwischen ihnen besteht.
So stellen sich viele Figuren, die man kennelernt, als ein und dieselbe heraus, durch den einfachen Trick, dass sie mit unterschiedlichen Namen angesprochen werden, je nachdem aus wessen Sicht erzählt wird. Anders als der Klappentext vermuten lässt, spielt nicht nur Kato hier eine dominierende Rolle, das Buch wird zudem zu gleichen Teilen aus der Sicht der Majorin Nagy und dem Polizisten Jewgenij erzählt. Man erhält Einblicke in alle Bereiche, sowohl in die Irrenanstalt, als auch in die Geheimpolizei, ebenso wie direkt in den Palast und die Geheimgesellschaft. All diese Schauplätze sind genial miteinander verknüpft, die Beziehungen der Figuren bleiben oft lange Zeit im Dunkeln und bieten so manche Überraschung.
So viele Aha-Momente wie bei diesem Buch sind mir selten untergekommen.
Zudem sind die Figuren selbst auch sehr komplex und durchgehend überzeugend, von den Protagonisten, bis hin zu den Nebenfiguren. Besonders die Undurchschaubarkeit hat mich fasziniert, jedes Mal, wenn man denkt, man hat jemanden durchschaut, wird man eines Besseren belehrt.
Die Autorin scheut sich nicht, ihre Figuren die grausamsten Dinge durchleiden zu lassen, und bringt das so perfekt auf den Punkt, das ich nur eines sagen kann: Respekt. Eine wahre Explosion an Authentizität.
Einziger Kritikpunkt ist, dass man bei manchen Figuren hin und wieder durcheinander kommt, besonders zu Anfang, da die Namen unterschiedlicher Personen manchmal sehr ähnlich waren, während eine andere Person mit verschiedenen Namen angesprochen wurde, die augenscheinlich nichts gemein haben.

Zugegeben, der Einstieg in das Buch fällt sehr schwer. Erst nach ca. 100 Seiten kommt man einigermaßen klar. Das ist allerdings gleichzeitig auch das Faszinierende an dem Buch, denn es kommt durchweg ohne Erklärungen oder Hintergrundinformationen aus. Man wird in die verschiedenen Sichten hineingeworfen und erlebt die Geschichte durch die Augen der Figuren. Und zwar wirklich nur das, was die jeweilige Figur in dem Moment erlebt. Der komplette Rahmen der Geschichte baut sich dabei nach und nach von selbst auf, durch kleine Bemerkungen zwischendurch, sodass die Geschichte nach und nach wächst und von einem schier undurchdringlichen Nebel zu einer handfesten Story heranwächst.
Der Leser wird dabei oft in die Irre geführt, fragt sich, wie verschiedenen Dinge miteinander zusammenhängen, wieso das ein oder andere nun relevant ist, und warum jemand überhaupt auftaucht. Fakt ist allerdings, das in diesem Buch kein einziges noch so kleines Wort überflüssig ist. Die Autorin hat ihre Idee so perfekt und nahtlos umgesetzt, dass sich jeder Faden am Ende in den Hauptstrang einfädelt, der erst mit der Zeit erkennbar wird.
Was man während dieses Buches alles erlebt, erscheint einem im Nachhinein unmöglich auf knapp 450 Seiten zu passen. Das Buch bietet so viele Schauplätze, Figuren, Emotionen, Wendungen und Handlungsstränge, das es andere Bücher wirklich absolut in den Schatten stellt. Besonders die Vorgänge in der Irrenanstalt haben es in sich. Ein Buch voller neuer und origineller Ideen, die den Leser in eine völlig neue und unbekannte Welt entführen, und dabei sogar noch einen historischen Part beinhalten.
Ich kann nur sagen, trotz schwerem Einstieg und hin und wieder dem ein oder anderen Fragezeichen im Kopf, war ich mehr als nur positiv überrascht und kann dieses Buch getrost zu meinen Highlights zählen. Das eine Fortsetzung in den nächsten Wochen erscheint ist umso erfreulicher.
Für mich ein durch und durch lesenswertes Buch, wenn man Lust auf eine etwas anspruchsvollere und komplexere Lektüre hat, die mehr bietet als seichte Lovestorys und schon zig mal durchgekaute Plots.

Der Schreibstil ist absolut klasse! Allein die Art, wie die Autorin ihren Roman aufgebaut hat, wie sie alles so geschickt verknüpft, ohne irgendwelche bemerkbaren Erklärungen oder Hintergrundinformationen, ist schlichtweg begeisternd. Man taucht komplett in die Geschichte ein, kann sich in jede Figur hineinversetzen, ohne sie wirklich zu durchschauen, man leidet und rätselt mit ihnen und ist vollkommen gepackt. Pure Faszination meinerseits.

4,2 Punkte

Susanne  Gerdom - ProfilbildSusanne Gerdom, 1958 geboren, ist am Niederrhein in Rheinhausen aufgewachsen, wo sie auch zur Schule ging. Nach einer Buchhandelslehre beschäftigte sie sich mit dem Theater und verbrachte einige Jahre als Schauspielerin und Regisseurin in Düsseldorf. Später begann sie, Fantasy und Science Fiction zu schreiben. Sie lebt und arbeitet seit 2008 wieder am linken Niederrhein.
www.susannegerdom.de

2 Kommentare:

  1. Danke für diese Rezension, ich hab sie mit großem Vergnügen gelesen (nicht nur des Inhalts wegen, sondern weil sie wirklich klasse geschrieben ist!)
    Falls du den Nachfolger noch nicht hast, mail mich gerne mal an. Ich habe noch ein paar Rezensionsexemplare im Schrank.
    Liebe Grüße!

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  2. Vielen Dank für die lieben Worte =)

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