Montag, 31. März 2014

[Rezension] Partials - Fragmente

http://www.piper.de/fileadmin/import/produkte/produkt-8581.jpgTitel: Fragmente
Originaltitel: Fragments:
Autor/in: Dan Wells
Reihe: Partials #2
Preis:
19,99€
Seiten: 576
Verlag: ivi
Erscheinungdatum: 10. März 2014
ISBN-13: 978-3492702836
Leseprobe
Nach "Aufbruch" der neue futuristische Thriller um das Schicksal der letzten Menschen im Kampf gegen die Partials. Die junge Kira hat ein Mittel gegen die Seuche RM gefunden - doch der Kampf ums Überleben hat für die Menschen und die Partials erst begonnen ... In ferner Zukunft wurde die Menschheit durch den Isolationskrieg fast vollständig vernichtet - besiegt von den Partials, künstlichen Kriegern, die die Menschen selbst erschaffen hatten. Eine der letzten Überlebenden ist Kira Walker, die erfahren hat, dass sie selbst ein verhängnisvolles Erbe in sich trägt, von dem sie nichts ahnte. Auf der Suche nach ihrer eigenen Herkunft muss sie sich ausgerechnet auf die Hilfe zweier Partials verlassen - Samm und Heron, die als Einzige ihr Geheimnis kennen. Kiras Weg führt sie durch das verwüstete Land, das der Isolationskrieg aus dem nordamerikanischen Kontinent gemacht hat - und dort wird sie dem schrecklichsten Feind begegnen, den die Menschheit je gekannt hat ...
Nach einem guten und soliden Auftakt folgt ein eher mauer zweiter Band. Wie viele schon in Band eins kritisieren, ist das Buch sehr sachlich geschrieben und weist viele wissenschaftliche Parts auf, was sich in der Fortsetzung nun deutlich verstärkt hat. Zwischenzeitlich liest sich das Buch wie ein Schulbuch, sodass die Lesefreude doch eher auf der Strecke bleibt.
Dennoch bietet das Buch dem Leser zahlreiche neue Erkenntnisse über Kiras Welt und deren Hintergründe, die auf einen wieder besseren dritten Teil hoffen lassen.

Das Cover ist leicht abgewandelt, was immerhin einen Tick besser ist, als lediglich gespiegelt und eingefärbt. Trotzdem bin ich kein Fan dieser ständig gleichen Cover, mir fehlt es dann schlichtweg am Zusammenhang zwischen Cover und Inhalt.

Die Charaktere im ersten Band hatte ich wesentlich stärker in Erinnerung, als sie in Band zwei daherkommen.
Zum einen treten die Nebenfiguren sehr in der Hintergrund, da große Teile des Buches sich nur um Kira und ihre drei Begleiter drehen, zum anderen wirken auch diese auf mich nicht mehr ganz so facettenreich, wie bisher. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass die Figuren in Band 1 schon so perfekt ausgearbeitet waren, dass es nicht viel Neues hinzuzufügen gibt. Das was man jedoch an neuen Infos erhält, hat es dafür absolut in sich.
Kira entwickelt sich allerdings am Wenigsten weiter, mit ihrem Charakter habe ich auch häufig zu knabbern gehabt. Sie ist plötzlich zur typischen Weltretterin mutiert, die die leichtsinnigsten Aktionen übersteht. Wirklich jeder Schritt den sie geht, und sei er noch so naiv und schlichtweg dumm, geht gut aus. Wo sind ihre Ecken und Kanten hin? Kein Fehltritt? Kein Scheitern? Jeder Schritt ein Sprung Richtung Ziel?
Neben ihrem dominanten Charakter gehen die beiden Partials Samm und Heron leider manchmal etwas unter, was sehr schade ist, da gerade diese beiden die Story voran bringen. Samm hinterließ schon im ersten Band einen positiven Eindruck und kann diesen durch seine ruhige und besonnene Art weiter untermauern. Er ist das optimale Gegenstück zu Kira und bringt somit etwas Gleichgewicht in die Sache.
Heron hingegen gießt oft noch Öl ins Feuer, ist sehr ruppig und rational, und das, obwohl sie zu der Sorte Partials gehört, die den Menschen am ähnlichsten sind. Besonders dadurch wird es aber sehr interessant ihren Charakter zu beobachten und die Entwicklungen mitzuerleben.
Um auch zu erfahren, was zurück in Manhatten vor sich geht, werden immer wieder Abschnitte aus Marcus' Sicht erzählt. Hier wirken die Figuren schon deutlich blasser und nichtssagender und lediglich die Charaktere, die man noch gut in Erinnerung hat, lassen ein diffuses Bild vorm inneren Auge entstehen. Die wenigen neuen Figuren die hinzukommen konnten mich leider nicht sonderlich überzeugen, da es ihnen allen an Wiedererkennungswert mangelt.
Alles in allem also nicht das, was ich mir von den Figuren erhofft hatte, sondern eher ein Schritt zurück.

Kiras Suche nach einem Heilmittel des RM Virus hat unzählige Fragen aufgeworfen. Was ist der Trust? Wie kann sie das Heilmittel selbst herstellen? Woher stammt sie? Was genau ist sie?
Ihre Suche nach den Antworten verschlägt sie meilenweit weg von ihrer einstigen Heimat Manhatten und führt sie über Chicago und alle möglichen Umwege bis nach Denver. Auf ihrer Suche wird sie unterstützt von Samm und Heron, sowie einem psychisch labilen Menschen, den sie in New York aufgegabelt hat und der zufällig ein Computergenie ist. Womit wir bei meinem ersten Kritikpunkt sind: Die vielen Zufälle, die so geschickt ins Geschehen passen. Wird etwas gesucht: Es liegt vor Kiras Nase. Brauchen sie etwas: Es steht um die Ecke. Fehlt noch ein Puzzleteil: Die Lösung ist parat. Stück für Stück kommt man der Auflösung der Fragen näher, doch das Ganze gestaltet sich nicht nur wesentlich zäher als gedacht, sondern auch wenig authentisch.
Viele Zusammenhänge tauchen aus dem Nichts auf, viele Verknüpfungen und Rückschlüsse blieben mir als Leser unverständlich und ehrlich gesagt ging mir die über 500 Seiten lange Wanderung manchmal gehörig auf den Keks. Nur selten passiert mal etwas, ein Großteil des Buches besteht aus laufen, laufen und laufen sowie ausführlichster Suche nach jedem Schnipsel, die ganz am Ende dann endlich zu dem großen Aha-Effekt führt, der angesichts des Aufwands dann auch eher klein ausfällt.
Wesentlich interessanter waren in meinen Augen die Abschnitte aus Marcus Sicht, die zwar charakterlich schwächer waren, von der Spannung her aber auf einem deutlich höheren Niveau. Dr Morgan lässt Jagd auf Kira machen, und fällt mit ihrer Armee über Long Island her. Der Krieg nimmt verheerende Ausmaße an, nicht nur zwischen Menschen und Partials, sondern auch die Partials untereinander kämpfen unerbittlich.
600 Seiten eine Mischung aus Naturwissenschafts-Lehrbuch und Kriegsgeschichte. Mir waren es viel zu viele Details, viel zu viele zähe Passagen und im Hinblick darauf zu wenig Nervenkitzel und Enthüllungen, die einen aus den Socken hauen.  Kurz gesagt: Ein eher zähes Leseerlebnis mit wenig Drang zum Weiterlesen, aber gerade genug neuen Erkenntnissen, um die Neugier auf Band 3 zu wecken.

Während ich bei Band eins noch gelobt habe, dass Dan Wells seine Geschichte ohne viel Gerede unheimlich spannend gestaltet, muss ich jetzt das Gegenteil behaupten. Der Autor verliert sich maßlos in den Details, schmückt jede noch so kleine Kleinigkeit ins Unermessliche aus, lässt aber Szenen fast unter den Tisch fallen, die unheimliches Potenzial für Spannung und Nervenkitzen bieten.
Das Buch liest sich sehr sachlich, fast wie ein Schulbuch, erweckt aber dennoch das Kopfkino zum Leben, sodass zumindest bis zu einem gewissen Grad Unterhaltung vorhanden ist.


2,0 Punkte


Dan Wells
© Micah Demoux
Dan Wells studierte Englisch an der Brigham Young University in Provo, Utah. Der überzeugte Mormone war Redakteur beim Science-Fiction-Magazin »The Leading Edge«. Mit »Ich bin kein Serienkiller« erschuf er das kontroverseste und ungewöhnlichste Thrillerdebüt der letzten Jahre. Seine Romane um den jungen Killer John Cleaver sind große Erfolge. »Partials«, der Auftakt zu seiner neuen Young-Adult-Serie, eroberte den US-Buchmarkt im Sturm.

2 Kommentare:

  1. Ich kann dir in vielem auch wirklich zustimmen, die Spannung hat mir definitiv auch gefehlt. Und die Wanderung hätte auch absolut kürzer ausfallen können...

    Dan Wells schreibt allgemein eher wissenschaftlich, was für mich denke ich auch ein Grund war, weshalb ich doch recht lange für diesen zweiten Band gebraucht habe.

    Kira hingegen finde ich immer noch großartig und auch wenn sie sich als Retterin "aufspielt" zweifelt sie ja doch oft und hat auch Angst.

    Ich hoffe nun einfach ganz stark, dass Band 3 wieder so gigantisch gut wird, wie Band 1.

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