Dienstag, 29. April 2014

[Rezension] Klammroth

Titel: Klammroth
Originaltitel: /
Autor/in:Isa Grimm
Reihe: /
Preis: 14,99€
Seiten: 336
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungdatum: 13. März 2014
ISBN-13: 978-3785761076
Leseprobe
Seit Jahren ist der uralte Tunnel stillgelegt. Doch etwas geht um in den Tiefen des Berges. Kinderstimmen wispern im Dunkel, und etwas regt sich in den Schatten. Einst war Klammroth ein stiller Weinort am Fluss - bis eine Katastrophe die Idylle zerstörte. Dutzende Kinder starben bei einem verheerenden Unfall im Tunnel, viele weitere wurden entstellt. Nun, sechzehn Jahre später, kehrt eine der Überlebenden nach Klammroth zurück: Anais hat die Qualen des Feuers noch nicht überwunden, als ihr Vater sie zu sich ruft. Etwas Unerklärliches erscheint des Nachts vor den Fenstern. Gespenstisches geschieht - und jemand fordert neue Opfer. Der Tunnel hat Anais nicht vergessen ...
 

Pfoten weg von dem Buch, wenn man auch nur minimal ein Angsthase ist. Oder zumindest um jeden Preis vermeiden, nachts noch einmal das Bett zu verlassen. Gruselfaktor! Spannend: ja. Blutig: ja. Schauderhaft: ABSOLUT. Mich bekommen keine zehn Pferde mehr in einen Tunnel. Wer auf Bücher dieser Art steht ist hier an der richtigen Adresse!

Der brennende Tunnel ist ausdrucksstark und passt natürlich 100%ig zum Inhalt. Die Schriftart passt ebenfalls perfekt und mir läuft es hinterher wirklich kalt den Rücken runter, wenn ich nur das Cover ansehe.

17 Jahre nach dem tragischen Unglück von Klammroth hat Anais das Geschehene noch immer nicht verwunden. Sie ist als eine der Wenigen halbwegs unbeschadet aus den Tunneln entkommen, doch das Trauma hat sie fest in der Hand. Aus diesem Grund hat sie sich jahrelang von ihrer Heimatstadt ferngehalten, wo sie alles an diesen schrecklichen Tag erinnert. Das Unglück definiert ihr Leben, bringt sie dazu, sich selbst zu verletzen und stets rastlos durch die Gegend zu ziehen.
Dieser Umstand hat ihr außerdem ihre Tochter Lilly genommen, die bei ihrem Vater in London aufwächst und die sie daher nur selten zu Gesicht bekommt. Als Anais gezwungen ist, nach Klammroth zurückzukehren, prasseln die Erinnerungen wieder auf sie ein und Anais scheint langsam durchzudrehen.
Sie ist eine Figur, in die man sich sofort hineinversetzen kann, deren Gedankenwelt einem klar und verständlich erscheint und die man doch nicht richtig zu fassen bekommt, wie man allerdings erst am Ende feststellt. Die Autorin treibt hier ein wirklich krasses Spiel mit ihrer Leserschaft.
Und nicht nur was Anais angeht! Auch die anderen Charaktere sind mit allen Wassern gewaschen, wirken unheimlich real und versetzen den Leser nicht selten in Angst und Schrecken. Die Handlungen und auch das äußere Erscheinen vieler Figuren haben es wirklich in sich und sind das optimale Material für Albträume.
Dadurch, dass alles so real scheint, wird die Geschichte regelrecht lebendig und die Figuren erscheinen einem so authentisch, dass man tatsächlich Angst hat, sie nachts auf dem Weg zum Bad auf dem Flur anzutreffen. (Weshalb ich eine wirklich grauenhafte Nacht hatte, weil ich mich nicht aus meinem Zimmer getraut habe)
Was einem in diesem Buch über den Weg läuft, ist nichts für Angsthasen und Schisser. (Gott, mich schüttelt es immer noch).

Anais kehrt mit ihrer 14-jährigen Tochter Lilly zurück in ihre Heimat Klammroth, der sie vor 17 Jahren den Rücken gekehrt hat. Nach einem schrecklichen Unglück im Klammrother Tunnel sind nahezu alle Kinder der Stadt entstellt oder tot. Anais selbst hat es noch recht harmlos erwischt, lediglich am Kopf hat sie einige Verbrennungen, während viele ihrer ehemaligen Freunde nach wie vor Schmerzen leiden.
Nach einigen Unruhe erweckenden Anrufen ihres Vaters und dem Tod seiner neuen Frau ist Anais allerdings gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Magisch angezogen von dem Tunnel landet Anais wieder aufs neue an dem Ort, der ihr Leben verändert hat. Sie scheint Stimmen zu hören, Schatten in der Nacht zu sehen und ein unheimliches Gefühl breitet sich in ihr aus. So schnell wie möglich möchte sie die Stadt wieder verlassen, doch etwas Merkwürdiges scheint vor sich zu gehen. Warum ist das Haus ihrer Eltern so plötzlich abgebrannt? Warum war ihr Stiefmutter dort? Und was geht in der Schmerzklinik vor sich?
Eines ist klar, in Klammroth stimmt etwas nicht und Anais scheint mitten im Zentrum des Ganzen zu stehen...
Die Geschichte ist einfach nur gruselig. Am Anfang beginnt alles noch recht ruhig, erst nach und nach kommt Spannung auf und steigert sich dann kontinuierlich bist ins Unermessliche. Seite um Seite verfliegt nur so, weil man unbedingt wissen muss, wie es weitergeht, auch wenn man am liebsten das Buch zur Seite legen will, weil sehr viele Passagen wirklich heftig sind. Wer Angst vor Blut, Gewalt und absolut gruseligen Szenen hat wird vor Angst sterben. (Ich muss mich hier leider einreihen).
Normalerweise weiß ich genau, warum ich mich von solchen Büchern fernhalte, ich verkrafte solche Sachen einfach nicht. Trotzdem bekommt man einen unheimlichen Kick durch das Buch und es wirkt eine endlose Faszinationen auf den Leser aus. Solange ich nie wieder einen Tunnel sehen muss, kann ich sagen: Das Buch war das Lesen wirklich wert (und die schlaflose Nacht auch).

Wenn die Autorin mal wüsste was sie mir hier angetan hat... Sie schreibt unheimlich real und greifbar, die Geschichte erwacht zu 100% zum Leben und man ist hilflos in Klammroth gefangen und kann sich nicht von dem Buch losreißen, so sehr man das auch will. Genauso muss ein Buch geschrieben sein. Packend, fesselnd und authentisch. Wenn auch wirklich (ich muss es noch einmal erwähnen) zum Fürchten.

4,2 Punkte


Isa Grimm ist Dramaturgin an einem großen deutschen Theater. Sie gilt als Expertin für die Gespensterbücher des 18. Jahrhunderts und promovierte über einen Band von 1753 mit dem Titel „Sammlung vieler auserlesener und seltener Geschichte, und merkwürdiger Begebenheiten, welche sich mit erscheinenden Gespenstern, werfenden und rumorenden Poltergeistern, Vorboten der Todes-Fälle, Hexengespenstern, Zauberern, Zauberinnen, Schatzgräbern, u.d.g. an vielen Orten zugetragen hat. Nebst gründlichem Beweis, daß es würklich Gespenster gebe“.

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